von Joachim Bihrer und Claus Hanischdoerfer
Juni 2001: Endlich ist die Schulzeit vorbei, das Abitur geschafft. Jetzt kann Sarah sich ganz auf ihre künstlerische Karriere konzentrieren. Musik und Tanz waren schon immer ihre Leidenschaft. Seit ihrem sechsten Lebensjahr tanzt sie Ballett, spielt sie Klavier und Flöte.
Seit ihrer Geburt ist Sarah taub...
Sarah Neef aus Sindelfingen ist zur Zeit der Entstehung dieses Filmes 19 Jahre alt und hat ihr Abitur an einer Schule für Hörende gemacht. Sie spricht deutsch, englisch, französisch, russisch und lateinisch, obwohl sie noch nie eine dieser Sprachen gehört hat. Sprache erkennt sie nur durch das Lesen der Lippen. Alle ihre Freunde sind normal hörende Menschen - "Ich habe alles, was ich mir wünsche, blöd ist nur, dass ich nicht mit meinen Freundinnen telefonieren kann."
In mühevoller Arbeit hat sie das Sprechen erlernt. Ohne jegliche staatliche Unterstützung ist sie zusammen mit ihren Eltern diesen schweren Weg der Integration gegangen, und auch heute noch arbeitet sie ständig an einer akzentfreien Aussprache. Die Gebärdensprache hat sie nie gelernt, denn sie will nicht auf einer Insel der Stille leben.
In erster Linie aber wird ihr Leben von Musik und Tanz bestimmt. Bereits im Alter von vier Jahren bescheinigt eine Bewegungstherapeutin Sarah "unglaubliches Talent". Als Tänzerin und Pantomime ist sie schon an vielen Orten aufgetreten. Mit sechs nahm sie Ballettunterricht, mit acht folgte der erste Auftritt als Solotänzerin. Discos allerdings meidet sie und auf elektronische Dance-Music steht sie auch nicht: "Die geht zwar mächtig in den Bauch, aber Klassik mag ich lieber!".
Wir haben Sarah ein halbes Jahr ab dem Zeitpunkt der letzten Abitursprüfung im Alltag und bei den Proben für einen großen Solotanzabend mit zwei Musikern bis hin zum großen Auftritt begleitet . Wir erleben mit ihr eine junge Frau, die mit eisernem Willen ihren Traum von Selbstverwirklichung in die Tat umsetzt.
(Text zum Teil dem Exposé entnommen.)
