CIRCUS KRÖNCHEN -

Wenn die Sonne ins Gehirn scheint

von Andreas Kölmel

Im Sommer 2003 verbrachten Regisseur Andreas Kölmel, Tonmann Kramer O'Neill und ich sechs Wochen in einer für jeden von uns neuen Welt: wir beobachteten und wurden Teil des Lebens einer ganz besonderen Gemeinschaft. Schloss Benkhausen bei Lübbecke ist nicht nur ein Wasserschloss mit Geschichte, sondern als Teil der Einrichtung "Wittekindshof" heutzutage das Zuhause für Bewohner, die in welcher Art und Weise auch immer hilfebedürftig sind. Vor zwanzig Jahren formierte sich in Schloss Benkhausen aus eigenem Antrieb und eigener Lust heraus eine besondere Truppe der unterhaltsamen Art: Circus Krönchen.

Teil des Circus' wurden sowohl Bewohner als auch Betreuer, "Normale" und "Nicht-Normale", große, kleine, dicke und dünne Menschen. Nummern wurden geboren und im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt: der stärkste Mann der Welt, das grösste Karnickel Europas, der Seiltänzer, die Flippizaner und Rolling Thunder sind nur einige wenige der Programmpunkte, bei denen einem das Lachen nicht mehr aus dem Gesicht, geschweige denn aus dem Herzen weichen möchte.

Für uns als Team waren die Dreharbeiten eine unglaublich intensive menschliche Erfahrung - wir wurden im Grunde von unseren Protagonisten ein wenig adoptiert und zum Abschluss der Aufnahmen auch noch zu Ehrenmitgleidern des Circus Krönchen.

Nun ist der Film fertgiggestellt und wurde im Rahmen der Premiere am 10. September 2004 zum ersten Mal präsentiert. In dem 400-Seelen-Nest Quernheim in der Nähe des Schlosses wurde das örtliche Kino (mit 200 Sitzplätzen!) von seinem Inhaber zur Verfügung gestellt, um dem Ereignis das nötige Ambiente zu verleihen. Auf Wunsch der im Film Portraitierten wurden rote Teppiche ausgerollt, zwei Oldtimer-Limousinen für den entsprechenden Auftritt der in Abendgarderobe gehüllten Protagonisten besorgt. Die Presse war ebenso vertreten wie auch der Produzent des Films, Ernst Ludwig Ganzert von Eikon-Film, sowie die zuständige Redakteurin des SWR, Stephanie von Ehrenstein.

Nun wird der Film seine Reise hoffentlich nicht nur durch Deutschland antreten. Andreas Kölmel trifft mit diesem Thema und diesem Film ins Herz, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben und wir werden sicherlich nicht die einzigen bleiben, die in die Krönchen-Mitglieder verliebt sind.

Kurz vor der Premiere des Films starb leider einer der Hauptprotagonisten des Films, Karl Friedrich Stackelbeck. Warum er eine so grosse Lücke hinterlässt, wie er sie hinterlässt, wird sich auch für Nicht-Karl-Kenner aus dem Film erschliessen.

  • 90 Minuten
  • gedreht auf MiniDV (16:9)
  • Regie: Andreas Kölmel
  • Schnitt: Rebecca Khanide
  • Produktion: Eikon-Film
  • Redaktion: Stephanie von Ehrenstein (SWR)
  • gefördert von der MFG
  • © 2004
Carlos - Der stärkste Mann der Welt Rollling Thunder
Auf der Reeperbahn Ein neues Kostüm für Eberhardo
Eberhardo, der Seiltänzer Die menschliche Pyramide
Auf dem Schlosshof Carlos in Vorbereitung
[zurück] [PRESSE]