RÜCKKEHR IN DEN DSCHUNGEL

von Till Endemann

 

In diesem romantisch-poetischen Dokumentarfilm begleiten wir zwei junge Russland-Deutsche auf eine musikalische Reise zurück in ihre Heimat. Beide Protagonisten sind Studenten in Tübingen, beide vor ca. 10 Jahren mit ihren Familien nach Deutschland übergesiedelt. Und beide sind Musiker - spielen Gitarre, schreiben ihre eigenen Texte und Stücke. Durch ihre Lieder erzählen sie uns ihre Gefühle, die sie auf dieser ersten Rückkehr in ihre Kindheit haben.

Viktor kam mit 13 Jahren mit seiner Mutter nach Deutschland. Die Eltern hatten sich noch in Russland getrennt. Zum ersten Mal seit 10 Jahren wird Viktor in seiner Heimatstadt Samara seinen Vater wiedersehen. Ebenso seine Grossmutter, wie auch seinen damals besten Freund Oleg, der ebenfalls Musiker ist. In den seichten Wellen der Wolga findet Viktor seine Kindheit wieder. Gemeinsam mit Andreas, der ihn auf seiner Reise begleitet, baut er ein Schiffchen aus Baumrinde, das nun seinerseits seine große Reise in die Welt antritt.

Andreas kam mit 14 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Seine Heimat liegt in Kasachstan, wohin Viktor ihn nach der Reise nach Samara begleitet. Ein Onkel von Andreas ist der einzige, der von der Verwandtschaft noch dort anzutreffen ist. Ihm geht es trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage gut, hat sich mit einem Supermarkt in der Stadt etabliert. Wenn damals nicht alle weggegangen wären, hätte man die Wirtschaft wieder aufbauen können, meint er. Mit Andreas stehen wir in einem toten Stadtteil seines Heimatortes - leere Häuserruinen lassen kaum Glauben machen, daß dies hier damals, als Andreas noch dort war, die fortschrittlichste und modernste Vorzeigesiedlung war.

Und die Gitarren sind immer dabei. Erzählen uns vom Erwachsenwerden, der Kindheit, der Wolga...von Wiedersehen und Abschied, von Freundschaft und von einer langen Reise.

Für diesen Film waren wir mit kleiner Ausrüstung unterwegs (das Tonequipment war umfangreicher als "mein" Kameraequipment) - erstens aus Kostengründen (Zollgebühren, Übergepäck), zweitens, weil wir eher als Touristen denn als professionelles Filmteam in Erscheinung treten wollten. Da hat die kleine Sony PD 150 gute Dienste geleistet (auch wenn der schon erwähnte Ton den "Touristentouch" doch wieder etwas relativierte...).

Mit diesem Film haben sowohl der Regisseur Till Endemann als auch ich unser Diplom an der Filmakademie Baden-Württemberg abgelegt. Er wurde am 3. Mai 2002 auf den "Highlights" im Kino Caligari der Filmakademie gezeigt und ist ebenso bei dem Münchener Dokumentarfilmfestival 2002 als einziger Videobeitrag in das Programm "Point of View" aufgenommen worden.

Auf dem diesjährigen femme totale - Filmfestival in Dortmund erhielt ich im Rahmen des femme totale - Kamerapreises für meine Arbeit in diesem Film eine lobende Erwähnung (mehr dazu).

 

  • 67 Minuten
  • Gedreht auf: DV Cam (16:9)
  • Regie: Till Endemann
  • Schnitt: Rebecca Khanide
  • Musik: Viktor Eirich & Andreas Bohle
  • Producer: Markus Simon
  • Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg
  • © 2002
 
 
 
 
 
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